Eine Szene
(Die Dozentin schreitet ruhig nach vorne. Blickt fokussiert in die Runde ohne zu lächeln. Hält beim Sprechen Blickkontakt, jeweils zu einer Person)
Guten Morgen. (Stimme am Ende runtergeführt, Pause)
Ich bin heute Ihre Dozentin. (Stimme runter, Pause)
Mein Name ist Katharina Müller. (Stimme runter, Pause)
Ich bin Professorin an dieser Universität. (Stimme runter, Pause).
Unser Thema ist Statistik. (Stimme runter, Pause)
Lassen Sie diese Szene vor Ihrem inneren Ohr und Ihrem inneren Auge noch einmal Revue passieren.Wie wirkt die Professorin auf Sie? Haben Sie Szenen und Menschen dieser Art schon einmal erlebt? Ziemlich sicher. Kam die Person kompetent rüber, würde man von ihr etwas lernen können? Würde man ihr ein großes Projekt anvertrauen? Kommt sie eventuell arrogant rüber? Viele Fragen…
Schauen wir das Ganze einmal genauer an. Denn von dieser Szene können wir lernen, indem wir unsere Wahrnehmung schulen, das Verhalten trainieren und später einsetzen in Situationen, in denen wir es brauchen.
Körperlichkeit
Da fällt zuerst die Körperlichkeit auf. Die Professorin geht mit ruhigen Schritte nach vorne. Das strahlt Sicherheit aus. Sie bleibt stehen und schaut in die Runde. Bevor sie das erste Wort spricht, hat sie die Personen im Raum wahrgenommen und sich einen Eindruck verschafft. Wenn sie jetzt beginnt zu sprechen, schaut sie einzelne Personen an, spricht fokussiert zu jeweils dieser Person.
Ein weiteres Detail hat eine große Bedeutung. Die Professorin lächelt nicht. Nicht bei Anführungsstriche guten Morgen“, nicht bei ihrem Namen, nicht beim Thema.
Das alles ist Körpersprache, souveräne Gestaltung der Situation. Der erste Eindruck sitzt.
Sprechen
Das Sprechen folgt ebenfalls einer klaren Ordnung. Kurze Sätze, am Ende auf Punkt gesprochen, d.h., die Stimme geht am Ende runter, Endschwere nennen es die Phonetiker. Das macht sie bei jedem ihrer Sätze, der längste ist sechs Worte lang, keine Nebensätze, keine Relativsätze, keine Erläuterungen, keine Begründungen. Nur Fakten und Tatsachen.
Und noch etwas ist wichtig. Nach jedem Satz macht sie eine kleine Pause, das letzte Wort wirkt nach. Sie spricht nur bedeutsame Dinge aus und die dürfen, die müssen im Raum nachschwingen, damit die Zuhörerinnen und Zuhörer sie verarbeiten können.
All das, die klare Körpersprache, die Mimik und die Art des Sprechens, sind nicht zufällig, die Wirkung ist gewollt.
Der erste Eindruck
Vermutlich werden die meisten Zuhörerinnen und Zuhörer die Professorin ernst nehmen, ihr Kompetenz zu schreiben, die von ihr dargestellten Inhalte aufnehmen wollen. Einige werden vielleicht auch zögerlich reagieren, sie als dominant oder gar als arrogant empfinden. Den starken ersten Eindruck werden ihr aber alle attestieren, ein Eindruck, der bleibt und der den weiteren Kontakt bestimmt.
Ihr “starker” Auftritt
Wie kann diese Betrachtung Ihnen helfen? Wenn Sie einen “starken Auftritt” brauchen, können Sie den mit diesen Beobachtungen trainieren. Das ist nicht kompliziert und wird den meisten Menschen ziemlich schnell gelingen. Fassen wir die Wirkfaktoren der Professorin zusammen.
- 1. Körpersprache
Ruhige, eher langsame Bewegungen, “schreiten”, zielgerichtet zu einem Punkt im Raum gehen, raumgreifende Gesten, geradeaus schauen.
Kleiner Tipp: hören Sie das Echo Ihrer Schritte?2. Mimik
Nicht lächeln.
In diesem Szenario soll Ihre Kompetenz erlebbar werden, nicht Ihre Freundlichkeit. Sie brauchen nicht die Zustimmung der Menschen, denn Sie sind die kompetente Person, die etwas mitteilt.3. Augenkontakt
Vor dem ersten Wort die Menschen wahrnehmen, einigen einzeln in die Augen schauen (sie sind gerade der Boss).
Beim Sprechen immer im Kontakt sein, Sie sagen etwas wichtiges zu einer Person. Der nächste Satz wird dann zu einer anderen Person gesprochen.4. Satzbau
Einfache kurze Sätze mit wenigen Worten. Keine Nebensätze, nur Tatsachen.5. Sprechmelodie
Am Ende des Satzes einen Punkt machen.
Das müssen Sie vielleicht etwas trainieren, gerne mit einer unterstreichen Geste (zum Beispiel so: jemand sagt, dass ein Polizeiauto grün ist. Sie: Das Polizeiauto ist blau. Bei “blau” die Stimme nach unten führen (Punkt!) Und mit einer klaren Geste von Hand und Arm das “blau” unterstreichen.
Trainieren Sie diese fünf Punkte einige Male! Und wenn Sie Ihren starken Auftritt brauchen, kriegen Sie ihn hin.
Nur die halbe Wahrheit
Jedoch brauchen Sie häufiger auch eine andere Gesprächsführung. Wie diese andere Form aussieht, erfahren Sie im folgenden Blogartikel “Sympathisch. Sprechen mit Komma.”