Warum fragst du? Gespräche mit Fragen steuern

Die Schuldfrage

„Wer hat Schuld?” Für viele Menschen eine Lieblingsfrage. Sie führt jedoch zu keiner Entwicklung. Im Gegenteil. Der eine weist Schuld zu, der andere kommt in eine unangenehme, bedrängende Situation, fast wie bei der Inquisition. Und muss sich verteidigen.

Fragen mit Verantwortung

Wenn ich Verantwortung übernehme, frage ich anders. Vermutlich auch weniger. Dafür mit mehr Empathie, die sich aus lebendigem Interesse am Gegenüber speist. Wenn mich dessen Beweggründe interessieren, frage ich: „Das war, denke ich, sicher eine schwierige Situation für dich. Was bewog dich denn, dich so zu entscheiden?“

Was ist anders? Mein Gesprächspartner fühlt sich gesehen, seine Bemühungen werden geschätzt. Weiterhin wird seine Expertise anerkannt und danach gefragt. Er kann reden, weil er spürt, dass ich mich für ihn und seine Gedanken interessiere. Denn,vielleicht sind seine Überlegungen und Beweggründe wertvoll für weitere Projekte oder Entscheidungen in der Zukunft?

Wenn ich so frage, führe ich den Dialog auf Augenhöhe. Ich ermögliche Zukunft. Ein ganz wichtiger Aspekt guter Gesprächsführung.

Gute Fragen

Gute Fragen, die einem Gespräch Zukunft verleihen, sind lösungsorientiert. Statt „Wer hat Schuld” heißt es jetzt „Wie können wir das ändern?”

Diese Fragestellung hat sogar zwei Aspekte. Neben dem Fokus auf die zukünftige Entwicklung (wie) kommt das gemeinsame (wir) zum Tragen. Das dürfte in angespannten Situationen für einige Entspannung sorgen.

Wenn wir also erreichen wollen, dass unser Gesprächspartner (und wir selber!) aufgeschlossen, lösungsorientiert und kreativ denken (statt vergangenheitsorientiert, analytisch, skeptisch und problemfixiert), tauschen wir einfach die Fragewörter aus:

Woher? => Wohin?

Warum? => Wozu?

Was stört? => Was hilft?

Was ist das Problem? => Was/wie kann die Lösung sein?

Was war schlecht? => Wie wird es besser? Wie können wir es besser machen?

Wer hat Schuld? => Wie lässt es sich ändern? Wie können wir das ändern?

Wertschätzen

Zusammengefasst ist es so kompliziert nicht: mein Denken, Empfinden und Handeln wird von der Wertschätzung für mein Gegenüber geleitet. Das darf man vielleicht trainieren. Notiere einfach (z.B. in langweiligen Momenten) von jeder anwesenden Person 1-3 positive und wert zu schätzende Eigenschaften bzw. Verhaltensweisen. Mit ein bisschen Routine kannst du das dann in jedem Gespräch anwenden. Denn bei jedem Menschen fällt uns etwas Besonderes oder Einmaliges auf.

Gute Fragen zu stellen setzt also zuallererst eine Veränderung meine eigenen inneren Haltung voraus. Und diese Veränderung bekommt doch jede/jeder hin, oder?

Also, lege los!