Ich freue mich, wenn’s regnet.

Ich freue mich, wenn’s regnet.
Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.

 

Ich freue mich, wenn’s regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. So sprach der berühmte bayerische Komiker Karl Valentin (1882-1948).

 

Das gilt auch in der Kommunikationskunst.

 

Muss ich mich ärgern über Provokationen, Zwischenrufe, Störungen etc? Ich könnte mich doch, wie Karl Valentin, über eine “kalte Dusche” freuen, denn sie kommt doch sowieso.

 

Ich kann mich also freuen über kritische Fragen. Denn sie geben mir die Möglichkeit, etwas noch einmal mit anderen Worten darzustellen. Oder, indem ich die Fäden in der Hand behalte, meine Souveränität zu zeigen.

 

Ich kann mich also freuen über Störungen von außen oder technische Pannen. Denn sie geben mir die Möglichkeit, mich mit dem Publikum zu “verbünden”, der Presslufthammer draußen oder der nicht funktionierende Beamer nervt uns ja alle. Oder ich zeige meine Souveränität und Professionalität, indem ich mich nicht aus der Ruhe bringen lasse und weiter mache, ggfs. mit kleinen Varianten.

 

Ich kann mich also freuen über Zwischenrufe und – schlimmer noch – Provokationen. Denn sie  kann ich benutzen, um mich mit dem restlichen Publikum zu “verbünden”, indem ich die Verursacher isoliere. Beabsichtigte Störungen halten auf und stören die meisten. Und meine Souveränität und Professionalität kann ich auch zeigen. Ich und nur ich entscheide, ob ich darauf eingehe oder unbeirrt weiter mache. Und wenn’s zu schlimm wird, liegt es bei mir, auf einen groben Klotz einen groben Keil zu setzen.

 

Ich kann mich also auch freuen über einen Blackout. Ok, das klingt jetzt vielleicht etwas provokativ. Jedoch, man stelle sich vor, ich trinke einen Schluck Wasser und mache einfach weiter. Da kann ich doch meine Souveränität und Größe wirklich einmal zeigen. Das bekommt ja nun nicht jede/jeder hin. Klingt gut, oder?

 

Ich darf auch riskieren, so ergriffen zu sein, dass mir die Tränen kommen und ich nicht mehr sprechen kann. Habe ich selbst vor ein paar Tagen erlebt, als ich für eine ukrainische Mutter mit drei kleinen Kindern auf der Bühne dolmetschte. Wir kamen beide nicht weiter, standen es durch – und es gab viele Gesten der Anerkennung im Publikum (und eine angenehm großzügige Spendensammlung am Ausgang).

 

Vielleicht zeigt uns gerade der letzte Aspekt, worauf es ankommt. Zu dem zu stehen, was man in dem Moment empfindet, und keine Fassade aufrecht erhalten zu wollen. Vielleicht hätte Karl Valentin gesagt: Ich freue mich, wenn ich heule. Denn wenn ich mich nicht freue, heule ich auch.