Hör auf zu nicken!

Viele Menschen nicken, um Aussagen zu unterstreichen. Machst du das auch?

Das findest du ganz einfach heraus, indem du ein Video machst bei deinem nächsten Vortrag. Und deine Körpersprache unter die Lupe nimmst.

Analysiere, ob du nur bei wichtigen, wirklich wichtigen, Worten nickst, oder häufiger zwischendurch.

Wenn – und das ist bei relativ vielen Menschen der Fall – dieses kleine Nicken ziemlich häufig vorkommt, dürfen wir uns darüber Gedanken machen. Es könnte nämlich sein, dass dies ein Signal an die Zuhörenden ist, zuzustimmen, als würde man unausgesprochen ständig sagen: Bitte stimmt mir zu!

Diese Bitte um Zustimmung kann sich auf den Inhalt beziehen, als würde man die rhetorische Frage stellen: Das siehst du doch auch so?

Diese Bitte um Zustimmung könnte sich auch auf den Vortragsstil beziehen, die unausgesprochene Frage wäre hier: Ich spreche doch so, dass ihr gut folgen könnt? Oder auch: Ich spreche doch unterhaltsam und witzig?

Diese Bitte um Zustimmung könnte sich auch auf meine Person beziehen, die Frage wäre dann: Ich bin doch sympathisch, oder?

Diese Bitte um Zustimmung könnte aber auch sein, dass dahinter die Aufforderung steht: Bitte tut mir nichts. Oder: Seid nett zu mir. Oder: Bewertet mich bitte in der Evaluation positiv.

Was will ich mitteilen

Die Frage ist, ob wir all dies so mitteilen wollen. Denn dahinter lauern auch Gefahren.

Indem ich mich abhängig mache von der vermeintlichen Zustimmung der Zuhörenden, gebe ich mich in die Hand der Zuhörer, und bin nicht mehr bei mir. Mein Wert hängt am Urteil der Zuhörenden.

Im Verlauf des Vortrages bin ich dann fremdorientiert, indem die Reaktion der Zuhörenden mich steuert. Es besteht also die Gefahr, dass mein Vortrag aus dem Ruder läuft, weil ich – angewiesen auf die zustimmenden Reaktionen – diesen folge und den Inhalt auf die Zustimmung ausrichte.

Die nächste Gefahr, und die ist sogar noch größer, ist, dass mein Selbstwertgefühl von diesen zustimmenden Äußerungen, die ich indirekt einfordere, abhängig ist. Vereinfachend gesprochen bin ich mit der Frage beschäftigt: Was werden die anderen Leute denken? Das macht mich natürlich völlig unfrei.

Und das alles bewirkt eine beängstigende Schwächung meiner eigenen Person. Ich biedere mich an, bettele um Zustimmung, winsele um Liebe. Und das kann ja nun wirklich nicht mein Ziel sein.

Also trainiere

Trainiere, zu sprechen ohne mit dem Kopf zu nicken. Benutze Videoaufzeichnungen auf dem Handy, um das zu überprüfen. Balanciere etwas auf den Kopf, ein Buch, das Portemonnaie, um den Kopf daran zu hindern, diese kleine Nickbewegung zu machen. Unterstreiche stattdessen das Wichtige mit Gesten. Übe deinen Vortrag regelrecht mit Gesten an den entscheidenden Stellen.

Und das Wichtigste ist auch hier wieder, in den Kontakt zu kommen, in das gegenseitige Schwingen zwischen den Menschen. Deshalb teile deine wichtigen Punkte jeweils gezielt einem speziellen Menschen im Publikum mit, indem du sie/ihn für einen Satz anschaust und erspürst, ob sie oder er wirklich versteht, was du sagst.

Durch diese Brücke zu den Zuhörern verändert sich zugleich auch deine innere Einstellung. Du bist nicht mehr darauf angewiesen, durch dieses kleine Kopfnicken von den Menschen eine Zustimmung zu erbetteln. Sondern du siehst jetzt direkt, ob die Person versteht, was du sagst, oder nicht. Wenn die Person das nicht versteht, oder dem nicht folgen kann, oder skeptisch guckt, kannst du den Inhalt noch einmal mit anderen Worten wiederholen oder ein weiteres Beispiel bringen.

Dieser direkte Kontakt zu den Menschen ist, das dürfte aus dem Gesagten klar geworden sein, etwas anderes, als durch Nicken die Zustimmung zu erbetteln. Das hat definitiv keine und keiner von uns nötig.