Einsamkeit da vorne

Die Angst vor dem öffentlichen Reden ist größer als die Angst vor dem Sterben.

 

Das habe ich in meinen Trainings schon öfter gehört. Oder auch, dass die Angst vor der sozialen Isolierung größer sei als die Angst vor dem Sterben.

 

Haben das nicht viele von uns schon erlebt (mich eingeschlossen)? Zittrige Stimme, Gefühl der Lähmung, Schwitzanfälle, Herzrasen, zitternde Hände, starke Nervosität, trockener Mund, rote Flecken am Hals, Tunnelblick und und und.

 

Was könnte dahinter stehen?

 

Vermutlich gibt es ein paar Aspekte, die diesen Stress verursachen, wie die Angst vor Bewertung oder das Gefühl, nicht dazuzugehören. Sicherlich spielt auch gelegentlich eine geringe Selbstsicherheit eine Rolle.

Bewertungsstress

  • Angst anderen nicht zu gefallen (passt meine Kleidung, mein Auftreten)
  • Angst den Ansprüchen anderer nicht zu genügen (so tolle Leute im Publikum)
  • Angst vor Beurteilung (was werden sie von mir denken)

 

Fehlende Zugehörigkeit

  • Angst vor Verurteilung (sie stoßen mich aus)
  • Angst Zentrum des Tratsches zu werden (die zerreißen sich über mich das Maul)
  • Angst ausgeschlossen zu werden (sie lachen mich aus)

 

Geringes Selbstwertgefühl

  • Imposter-Syndrom (mein Kartenhaus bricht zusammen, weil sie es durchschauen)
  • Unsicherheit über den eigenen Selbstwert (habe ich überhaupt etwas zu sagen)
  • Sorge, Aufmerksamkeit nicht aushalten zu können (alle schauen mich an)

 

Gehen wir einen Schritt weiter.

 

Wissen wir denn sicher, dass die Menschen im Saal uns so genau beobachten und so streng bewerten wie wir glauben? Ich denke, das wissen wir nicht. Und das bestätigen auch meine Erfahrungen. Wir sind viel viel kritischer mit uns als sie.

Vielmehr scheint es so zu sein, dass wir unsere Befürchtungen und unsere superkritische Haltung uns selbst gegenüber auf das Publikum übertragen.

Wenn das so ist, dürfen wir uns selbst gegenüber viel milder, gelassenen und wohlwollender sein. Diese Veränderung ist vermutlich nicht von heute auf morgen zu erreichen. Jedoch hat die Änderung der Betrachtungsweise häufig auch neue Erfahrungen ermöglicht. Dazu ermutige ich Sie!